BofA: Don’t fight the FED! Devisenmärkte vor einer Trendwende?

01.09.2017 20:17

Die Chefs der großen Zentralbanken tagten Ende vergangener Woche im amerikanischen Jackson Hole und besprachen dort die weitere Vorgehensweise zur Rekapitalisierung des Bankensystems. Am Freitag hielten die Notenbanker Reden, so auch US-Notenbankchefin Janet Yellen und EZB-Chef Draghi. Yellen äußerte sich am Nachmittag weder zu weiteren Zinsanhebungen noch zu der geplanten Reduzierung der Notenbankbilanz, die deflationär wirken und so den US-Dollar stärken würde. Die Märkte interpretierten diese Zurückhaltung als mögliche Abkehr von den „hawkischen“ Plänen der US-Notenbank und reagierten mit Verkäufen des US-Dollars, worauf der Euro über den Widerstandsbereich um die 1,18$ schoss. EZB-Chef Mario Draghi sagte etwas später am Abend, dass die ultralockere Geldpolitik weiter fortgesetzt und die Inflationsentwicklung noch nicht den Erwartungen entsprechen würde. Daraufhin kam es zu einem weiteren Preissprung auf 1,195$ und letztlich erreichte am Dienstag der Euro sogar fast die 1,21$.

An den Aussagen der Notenbanker in Jackson Hole hatte sich eigentlich nichts geändert und der Bias liegt immer noch zugunsten eines mittelfristig wieder stärkeren US-Dollars, weshalb der Anstieg des Euros unverständlich ist. Die Märkte stellen sich nun seit geraumer Zeit gegen die Notenbanken, was sich mittelfristig als Fehler herausstellen könnte. „Don’t fight the FED“ ist eine einfache Börsenweisheit, gegen die sich einige Analysten und Ökonomen vehement stellen und beispielsweise trotz der weltweit weiter anwachsenden Liquidität seit Jahren viel zu früh einen Einbruch des Aktienmarktes propagieren, da sie das Geldmengenwachstum in ihren Kalkulationen nicht berücksichtigt haben. Auch wenn die US-Notenbank seit zweieinhalb Jahren kein Geld mehr druckt, so haben die europäische und die japanische Notenbank mit der Ausweitung ihrer Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen ihre Bilanzen vervielfacht, wobei diese mittlerweile beide größer sind, als die der amerikanischen Notenbank, wie der folgende Chart zeigt.

Die Bilanzen der EZB und die der Bank of Japan sind mittlerweile größer als jene der US-Notenbank

Nachdem der Euro zum US-Dollar in dieser Woche auf fast 1,21$ anstieg, sah sich die Europäische Zentralbank zu einer verbalen Intervention genötigt. Eine steigende Anzahl von EZB-Mitgliedern sei über den starken Euro in Sorge, da dieser deflationäre Tendenzen im Euroraum verstärken würde. Dies steht den Plänen der EZB natürlich entgegen und zwingt sie dazu, die lockere Geldpolitik fortzusetzen. Die Äußerungen führten sofort zu Verkäufen, worauf der Euro von fast 1,207$ auf 1,183$ deutlich einbrach. Da die Ankündigung des europäischen QE-Programms in 2014 genügte, um den Euro von 1,40$ auf 1,05$ abstürzen zu lassen, wetten nun bereits seit einigen Monaten die Spekulanten auf einen erneuten Staffelwechsel der Notenbanken beim Geld drucken. Man erwartet, dass die EZB entgegen ihren Ankündigungen das Ankaufprogramm drosseln und letztlich beenden wird, während die FED gleichzeitig entgegen ihren Ankündigungen die Bilanz nicht reduzieren, sondern zur lockeren Geldpolitik zurückkehren wird.

Folgender Chart des US-Terminmarktes für den Euro zeigt, wie extrem die Spekulation auf einen steigenden Euro entgegen der fundamentalen Situation bereits ist. Bleibt nun alles beim Alten und kommt es nicht zu einem erneuten Staffelwechsel bei den Notenbanken, so wird auch diese extreme spekulative Blase platzen und der Euro nicht nur das letzte Tief anlaufen, sondern vermutlich auch unterschreiten. Das entspräche einem Einbruch des Euros um mindestens 15%, was den Goldpreis in Euro deutlich um mindestens 10% ansteigen lassen könnte. Nur dann, wenn die EZB ihre Käufe wirklich drosselt und letztlich beendet, während die FED ihre Geldpolitik wieder lockern wird, liegen die Spekulanten auf der richtigen Seite des Marktes.

Die Spekulation auf einen steigenden Euro ist so extrem wie seit zehn Jahren nicht mehr

Der obige Chart zeigt auch, dass die aktuelle Spekulation auf einen steigenden Euro zuletzt vor zehn Jahren so extrem war. In diesem Zeitraum kam es immer dann, wenn die Spekulation derart extreme Ausmaße erreichte, zu massiven Einbrüchen von 15 US-Cent bis zu 30 US-Cent beim Euro.

Ein aktueller Report der Bank of Amerika empfiehlt den Devisenhändlern nicht länger gegen die Notenbanken anzukämpfen und rät den Dollar nicht mehr zu shorten und den Euro nicht mehr zu kaufen. Die BofA geht ebenso davon aus, dass jene Marktteilnehmer, die gegen die Politik der Notenbanken wetten, letztlich bestraft werden. Man glaubt, die Märkte würden zu wenig von der FED und zu viel von der EZB in diesem und nächsten Jahr erwarten, was exakt auch unserer Einschätzung entspricht. Die BofA sieht den Euro zum US-Dollar bis zum Ende des Jahres schwächer gehen, nach der bisherigen starken Rallye. Wir teilen diese Meinung bekanntlich seit längerer Zeit und haben uns mit dem Spike nach Jackson Hole wieder für einen fallenden Euro positioniert.

Der Euro dürfte wieder bis Jahresende abwerten und den Goldpreis in Euro stützen

Am heutigen Nachmittag erschienen die neuesten amerikanischen Arbeitsmarktdaten. Mit nur 156 Tsd. neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft wurden die hohen Erwartungen von 180 Tsd. neuer Jobs enttäuscht. Dazu wurden die Zahlen für Juli auf 189 Tsd. und für Juni auf 210 Tsd. nach unten revidiert. Insgesamt waren es nach der Revision 41.000 weniger Stellen als zuvor veröffentlicht. Die Märkte sahen in den schlechten Daten sofort eine erneute Bestätigung dafür, dass die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr - oder gar in dieser Dekade - nicht mehr anheben wird, da sie es vermeintlich nicht könne. Es wird dabei jedoch wieder nicht die Inflation berücksichtigt, denn die Zinsen wurden seitens der FED nicht wegen der guten Wirtschaftsentwicklung, sondern wegen der gestiegenen Teuerung aufgrund der vorherigen Geldmengenausweitung in den USA angehoben. Ganz ebenso verhielt es sich in der Stagflation der 70er Jahre und dennoch lagen die Leitzinsen bei über 20 Prozent, während die Wirtschaft in einer Rezession steckte. Dabei sei darauf hingewiesen, dass die US-Notenbank ganz genau weiß, dass die offiziell ausgewiesene Teuerung (CPI-U) völliger Unsinn ist und diese sich an der realen Teuerung orientiert.

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im August enttäuschte die Erwartungen

Die Märkte reagierten heute Nachmittag zuerst mit einem Abverkauf des Dollars und einem kurzzeitigen Anstieg des Euros auf den Widerstand bei 1,198$. Nur 10 Minuten nach den schlechten Arbeitsmarktdaten stand die Europäische Zentralbank „zufällig“ schon mit einer erneuten Verbalintervention bereit, um den Euro zu drücken. Bloomberg veröffentlichte, dass die EZB-Geldpolitiker nicht vor der Dezembersitzung der Notenbank bereit seien, eine Entscheidung zu dem weiteren Verlauf des Ankaufprogramms im nächsten Jahr zu treffen. Es wird also dazu keine Entscheidung bei der Notenbanksitzung der EZB am 7. September geben, worauf die Spekulanten jedoch alle schon gewettet haben. Die Eurobullen und Dollarbären waren sich doch so sicher, dass die EZB bald ihr Programm drosseln und letztlich beenden wird. Verunsichert von dieser Meldung kam es kurz nach dem Anstieg des Euros zu einem Abverkauf dessen auf ein neues Tagestief von 1,185$. Die Märkte nehmen die Notenbanken nicht mehr für voll, was viele Spekulanten teuer zu stehen kommen könnte. In diesem Fall würde insbesondere der Goldpreis in Euro weiter profitieren können.

Achterbahnfahrt durch Verbalinterventionen der EZB

Investoren werden den Fokus wieder auf Gold schwenken

Trotz der weltweit unvermindert lockeren Geldpolitik kann der Goldpreis im Augenblick noch nicht richtig davon profitieren und verharrt weiterhin in den Startlöchern zu der neuen großen Rallye. Nebst der ständigen Intervention in die Anstiege des Goldpreises hinein und der auf viel billigem Geld gebauten vermeintlich guten Konjunktur, sind es vor allem die anderen heiß gelaufenen Märkte, die im Augenblick die Spekulanten anziehen wie Motten durch Licht. Sehr viele, die früher in den sicheren Hafen Gold investiert haben sowie in den Minenmärkten spekulativ unterwegs waren, tummeln sich im Augenblick in den Kryptowährungen, die mit Reichtum in kurzer Zeit, sowie vermeintlicher Sicherheit, locken. Der Bitcoin stieg in dieser Woche auf über 4.700$, während dieser vor zwei Jahren noch bei 250$ stand. Der Markt für Kryptowährungen ist nicht so schnell gewachsen und die echten Transaktionen mit dem Hintergrund des Warenaustausches sind immer noch sehr begrenzt, wenn auch stetig zunehmend. Im Moment werden Kryptowährungen gekauft, weil sie im Preis steigen sowie kleine und große Vermögen darin investiert werden. Es handelt sich aktuell um eine gigantische Blase, deren Ausgang ungewiss ist. Womöglich wird die Blase der Kryptowährungen nebst der Tulpenzwiebelblase oder dem Kursverlauf der Telekomaktie eines Tages als Inbegriff der Spekulationsblasen in die Geschichtsbücher eingehen. Ich habe selbst erst vor zwei Jahren den Bitcoin bei 250$ zum Kauf empfohlen und sehe weiterhin darin ein interessantes spekulatives Investment, das ich aktiv handle, doch sehe ich darin keine Konkurrenz zum Gold oder Silber als langfristig sicheren Hafen und Schutz im Krisenfall.

Aber auch der Aktienmarkt, der seit dem Einbruch des Jahres 2008 haussiert, zieht im Augenblick die Spekulanten magisch an. Die Brokerhäuser melden wieder Rekordgewinne durch viele junge Spekulanten, die Ihr Glück an der Börse versuchen, was die „Phase der sozialen Infektion“ eines Bullenmarktes kennzeichnet. Die Blasen an beiden Märkten werden früher oder später platzen bzw. unattraktiv werden und sich das Geld neue unterbewertete Märkte und womöglich sichere Häfen wie den Goldpreis suchen. Sobald der Goldpreisanstieg dann erst einmal an Fahrt aufgenommen hat, werden sich die Spekulanten auch auf die Edelmetalle stürzen und deren Preise, ähnlich wie die Kryptowährungen, um ein Vielfaches nach oben treiben. Gold und Silber sind jetzt sichere unterbewertete Märkte, in die man nahezu risikolos auf mittel- bis langfristige Sicht investieren kann, weshalb wir weiterhin empfehlen einen großen Teil des liquiden Vermögens in diese Assetklasse zu stecken und so von dem bevorstehenden Bullenmarkt so gut wie möglich zu profitieren.

Die Hausse am Aktienmarkt läuft weiter

TECHNISCHE ANALYSE ZU PLATIN

Die wöchentlich von der US-Terminmarktaufsicht „CFTC“ veröffentlichten Daten für Platin notieren mittlerweile im neutralen Bereich und zeigten zuletzt etwas relative Schwäche. Die anderen Edelmetalle sehen auch nicht mehr so gut aus, weshalb das Potenzial nach oben mittlerweile begrenzt zu sein scheint. Im besten Fall scheint Luft für einen Anstieg bis 1.100$ gegeben zu sein, sofern das aktuelle Intermarket-Umfeld mitspielt.

Positionierung der spekulativen Anleger (Commitment of Traders)

Die Spekulanten springen langsam auf den fahrenden Zug auf

Weitere CoT-Charts zu insgesamt 26 Futures finden Sie wöchentlich aktualisiert auf http://www.blaschzokresearch.de/research/cot-daten/

PLATIN  IN US-DOLLAR

Aufgrund der massiven relativen Stärke hatten wir Platin bei 900$ antizyklisch zum Kauf empfohlen. Unsere Indikatoren zeigten damals alle ein massives Kaufsignal an. Seither konnte der Platinpreis um über 100$ ansteigen und kämpft mittlerweile mit dem Widerstand bei 1.000$, der bereits kurzzeitig überwunden werden konnte. Können sich der Gold- und der Silberpreis jetzt noch einmal zu einem finalen Anstieg aufraffen, so wäre es auch für den Platinpreis möglich, in einem Sprung bis auf 1.100$ zu laufen. Sollten die anderen Edelmetalle jedoch schwach bleiben, dann dürfte Platin aufgrund seiner relativen Schwäche auch schon an dem Widerstand bei 1.000$ scheitern. Im Moment scheint noch alles offen zu sein, wobei wir bereits Teilgewinne mitgenommen und die offene Position abgesichert haben. Langfristig sind wir sehr positiv gestimmt und sehen im nächsten Jahr bereits Notierungen über 1.200$ je Feinunze.

Platin stieg mittlerweile auf 1.000$ an.

PLATIN IN EURO

In Euro konnte der Abwärtstrend im Platin erst viel später überwunden werden. Seither zog der Preis jedoch auch deutlich an. Sollte der Euro den Rest des Jahres zur Schwäche neigen, so würde insbesondere der Platinpreis in Euro davon profitieren. Deshalb scheint gerade für Investoren im Euroraum ein Investment in Platin zum aktuellen Zeitpunkt interessant zu sein. Ein Anstieg auf über 1000€ je Feinunze, was einem Plus von fast 20% entspräche, ist in den kommenden 12 Monaten gut denkbar. Platin sollte man zu 5% bis 10% zu einem gut diversifizierten Edelmetalldepot beimischen.

Der mittelfristige Abwärtstrend wurde gebrochen


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