Chinesische Goldnachfrage und US-Arbeitsmarkt lösen Preissturz bei Gold aus
Zum Ende der letzten Handelswoche sank der Goldpreis um fast 100$ von seinem Höchststand, nachdem verschiedene Faktoren, besonders die sehr guten Arbeitsmarktdaten, ihn erheblich unter Druck setzten. Dabei fiel der Goldpreis unter die wichtige Unterstützung bei 2.330$ und durchbrauch auch seinen Aufwärtstrend.
Die Initialzündung für die Korrektur kam womöglich von den Zahlen der chinesischen Zentralbank, die im Mai erstmals kein Gold mehr zugekauft hatte. In den vorangegangenen Monaten waren die offiziellen staatlichen Goldkäufe bereits rückläufig. Spekulanten hatten daraufhin womöglich ihre Long-Positionen am Terminmarkt geschlossen und damit eine erste Korrektur eingeleitet.
Die chinesische Goldnachfrage war in diesem Jahr einer der primären Treiber für den Goldpreis gewesen. Noch im März waren die chinesischen Goldimporte stark, was dazu führte, dass die Importe im ersten Quartal auf den höchsten Stand seit 2015 anstiegen. China importierte im März 85 Tonnen Gold, was einem Anstieg von 8% im Vergleich zum Vormonat und einem Rückgang von 34% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Der März trieb die Gesamtmenge des ersten Quartals auf 324 Tonnen, was einem Anstieg von 17% im Jahresvergleich entspricht und das stärkste Quartal für Importe seit 2015 darstellt. Der Anstieg der Importe im ersten Quartal war hauptsächlich das Ergebnis einer stärkeren lokalen Nachfrage im Laufe des Quartals. Das Abflauen dieser Nachfrage und das Ende vorgezogener Käufe in der westlichen Welt könnten nun eine Lücke in der Nachfrage hinterlassen und den Markt kurzzeitig in ein Überangebot treiben. Da der Terminmarkt so stark überkauft ist wie seit Jahren nicht mehr, birgt diese Kombination kurzzeitige Risiken für den Goldpreis, die mit der kurzen Korrektur noch nicht ausgestanden sein könnten.
Am Freitagnachmittag zerstörten neue, sehr starke Arbeitsmarktdaten die Hoffnungen auf Zinssenkungen in den USA, ließen den US-Dollar stark ansteigen und führten zu weiteren Einbrüchen bei Gold- und Silberpreisen. Der Goldpreis hat mittlerweile die Unterstützung bei 2.280$ erreicht. Sollte diese Unterstützung in den kommenden Wochen brechen, so gäbe es weiteres Korrekturpotenzial bis 2.200$ je Feinunze.
Der Silberpreis konnte sich hingegen noch relativ stark halten in der letzten Woche, doch auch dieser hat seine wichtige Unterstützung bei 30$ nach unten durchbrochen. Das Sentiment am Terminmarkt ist so bullisch wie seit Jahren nicht mehr und birgt gerade deshalb das Risiko einer Korrektur. Sollte der Goldpreis seine Korrektur fortsetzen, wäre eine Korrektur am Silbermarkt auf 26$ durchaus im Rahmen dieser überkauften COT-Daten möglich, insbesondere im Vorfeld einer Rezession.
EZB senkt Zinsen trotz höherer Inflationsaussichten
Die EZB hat wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt. Der Einlagensatz liegt nun bei 3,75%, der Hauptrefinanzierungssatz bei 4,25% und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 4,50%. Dies wurde von der EZB gut im Voraus kommuniziert und war weitgehend von den Märkten eingepreist worden, weshalb der Euro auf diesen Zinsschritt am Donnerstag kaum reagierte.
Die Zinssenkung wurde mit dem Rückgang der Inflationsrate seit September 2023 um mehr als 2,5 Prozentpunkte und der deutlichen Verbesserung des Inflationsausblicks begründet. Auch die Kerninflation war rückläufig und die Inflationserwartungen sind gesunken. Trotz der Fortschritte in den letzten Quartalen stellte die EZB jedoch fest, dass "der inländische Preisdruck aufgrund des hohen Lohnwachstums stark bleibt und die Inflation wahrscheinlich bis weit ins nächste Jahr hinein über dem Zielwert liegen wird. Die EZB-Projektionen für die Gesamtinflation und die Kerninflation wurden für 2024 und 2025 nach oben korrigiert. Die Gesamtinflation wird nun für 2024 bei 2,5% (2,4%), für 2025 bei 2,2% (2,0%) und für 2026 bei 1,9% (1,9%) gesehen. Die Zinsen wurden also gesenkt, obwohl die Inflationsaussichten angehoben wurden, was darauf hindeutet, dass das 2%-Inflationsziel nicht mehr oberste Priorität hat und als tot bezeichnet werden kann.
Die EZB beabsichtigt dennoch, die Zinsen so lange wie nötig auf einem ausreichend restriktiven Niveau zu halten, um die Inflation zeitnah zum 2 %-Ziel zurückzuführen. Weitere Zinsentscheidungen sollen datenabhängig und von Sitzung zu Sitzung getroffen werden. Bundesbankchef Joachim Nagel mahnte nach der Zinswende der EZB zur Vorsicht und dämpfte die Erwartungen des Marktes an weiter sinkende Zinsen. „Die Unsicherheit über die künftige Wirtschafts- und Preisentwicklung ist groß“, sagte Nagel. „Wir sind auf einem Bergrücken und müssen den richtigen Punkt für den Abstieg finden.“ Der Euro blieb von diesen Aussagen unberührt.
Euro bricht ein nach schizophrenen US-Arbeitsmarktbericht
Die neuesten US-Arbeitsmarktzahlen am Freitag fielen so gut aus, dass alles Schätzung an der Wall Street übertroffen wurden und buchstäblich niemand damit gerechnet hatte. Im Mai wurden in den USA überraschend 272 Tsd. neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, womit der Marktkonsens von 180 Tsd. um 50% übertroffen wurde. Die höchste Schätzung lag bei 258 Tsd. neuer Jobs.
Trotz der guten Zahlen stieg die Arbeitslosenquote von 3,9% auf 4,0%. Diese Diskrepanz ergibt sich aus unterschiedlichen statistischen Erhebungen. Die Unternehmens-Umfrage ergab 272 Tsd. neue Arbeitsplätze, wogegen die Haushaltsumfrage einen Verlust von 408 Tsd. Arbeitsplätzen erbrachte. Die Haushaltsumfrage dürfte genauer sein, und die tatsächlichen neuen Stellen dürften daher deutlich niedriger liegen. Das Birth/Death-Modell des BLS, das die Schaffung neuer Arbeitsplätze überschätzt, dürfte wesentlich zu den hohen Zahlen beitragen. Seit 2020 stiegen die Jobs aus der Unternehmensumfrage immer weiter an, während die Haushaltsumfrage stagnierte und seit Ende 2023 keinen neuen Höchststand mehr erreichte. Dadurch entstand mittlerweile eine atemberaubende Lücke von 9 Millionen Arbeitsplätzen, der größte Wert aller Zeiten!
Auffällig war zudem, dass Vollzeitarbeitsplätze wieder zurückgingen und durch Teilzeitarbeitsplätze ersetzt wurden. Seit Mai 2023 wurden 1,2 Millionen Vollzeitarbeitsplätze durch 1,5 Millionen Teilzeitarbeitsplätze ersetzt.
Die US-Regierung wird alles daransetzen, vor November keine offizielle Rezession zuzulassen, doch nach den Wahlen könnte sich die wirtschaftliche Lage schnell dramatisch verschlechtern. Bis dahin ist zu erwarten, dass die kommenden Arbeitsmarktberichte zunehmend unglaubwürdig erscheinen werden.
Die Arbeitsmarktdaten fielen am Freitag so gut aus und die Löhne waren so hoch, dass der Markt nun befürchtet, der September könnte für eine Zinssenkung der Fed zu früh sein, angesichts der bevorstehenden Wahlen in den USA. Der US-Dollar schoss daraufhin steil nach oben auf fast 105 Punkte im USD-Index, wogegen der Euro diametral gegensätzlich um einen US-Cent auf 1,08$ einbrach. Ich bleibe bärisch für den Euro und erwarte in den nächsten Wochen einen Test der Unterstützung bei 1,05$ und später im Jahr die Parität zum US-Dollar. Spätestens nach der frühen Zinssenkung der EZB fehlen jegliche fundamentalen Gründe für einen stärkeren Euro gegenüber dem US-Dollar. Investoren im Euroraum sollten daher weiterhin auf einen starken Goldpreis in Euro setzen.
Technische Analyse zu Platin: Preisanstieg war diesmal noch nicht nachhaltig
Terminmarkt: COT-Report
Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Daten für Platin vom 7. Juni
In dieser Woche sahen wir eine Schwäche zum Vormonat im Platinmarkt und insbesondere zur Vorwoche zeigt sich eine extreme Schwäche. Wenn der Goldpreis weiter korrigiert, dürfte auch der Platinpreis weiter nach unten gehen. Die COT-Daten sind ungünstig und der Aufwärtstrend bei 930$ dürfte bald getestet werden. Die Daten zeigen, dass der Anstieg auf 1.100$ rein spekulativ getrieben war als Folge der Rallye am Goldmarkt und deshalb ist dieser Anstieg auch nicht nachhaltig. Eine Rezession könnte den Markt schnell in ein Überangebot drücken in diesem Jahr, worauf Platin noch stärker einbrechen könnte.
Technische Chartanalyse – kurzfristiger Ausblick
Der Platinpreis konnte im Zuge der Rallye am Goldmarkt auch kurzzeitig zulegen. Obwohl die Investmentnachfrage gestiegen war und vorübergehend Stärke im Markt zeigte, konnte sie den Platinmarkt nicht deutlich in ein Defizit bringen. Im Gegenteil hatten sich mit dem Anstieg über 1.100$ die Spekulanten am Terminmarkt schnell verausgabt. Ich hatte meinen Premium-Abonnenten in den wöchentlichen Analysen bei 970$ eine kurzzeitige Rallye bis 1.100$ prognostiziert, was eintraf, und dann im Bereich bei 1.070$ einen erneuten Preisrückgang auf 930$ prognostiziert, nachdem sich die COT-Daten schnell verschlechtert hatten.
Dass die Spekulanten den Platinpreis nicht weiter nach oben schieben konnten, ist ein Zeichen von Schwäche im Markt. Nachdem die Marke von 1.000 $ erneut nach unten durchbrochen wurde, dürfte der Platinpreis als nächstes den Aufwärtstrend bei 930 $ testen und später auf 860 $ zurückfallen. Auch ein Rücksetzer auf 800 $ ist in diesem Jahr bei den aktuell schwachen COT-Daten gut möglich. Eine Rezession birgt weiterhin mittelfristige Risiken für den Platinpreis.
Langfristige Analyse
Mittel- bis langfristig hat Platin weiterhin ein Problem, da mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren Verwendung findet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen an Fahrt aufnehmen, sowie die hohen Zinsen die Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen. Dazu kommt, dass mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge der Bedarf an Katalysatoren abnimmt, was ein langfristig belastender Faktor sein dürfte.
Dennoch dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 500 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in diesen Bereich als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.
Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stop-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500$ wäre in einer Rezession oder einer neuen Krise mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar.
Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund einer zunehmenden Stromknappheit in Südafrika, sowie einer politischen Krise in dem zunehmend instabilen Land. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.
Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor hin reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen. Bis dahin sollte man sehr vorsichtig im Vorfeld der aufkommenden Rezession sein.