Fed kündigt QT-Ende an – Silber fällt auf 26$
Der Goldpreis fiel in der vergangenen Handelswoche auf die Unterstützung bei 2.300$, wo die Goldbullen wieder als Käufer auftraten. Die neuesten Terminmarktdaten der CFTC zeigten jedoch, dass die Spekulanten euphorisch sind und weiter auf einen steigenden Preis setzen, dieser jedoch fiel, was ein Zeichen von Schwäche ist. Daher verwundert es nicht, dass die Preiserholung in der letzten Woche bereits bei 2.350$ ihr Ende fand und es den Goldbullen nicht gelang den vorherigen Aufwärtstrend zurückzuerobern. Stattdessen wurde am Dienstag eine potenzielle Fortsetzungsformation (Bear-Flag) nach unten aufgelöst, weshalb sich die Korrektur ausweiten dürfte, wenn die Unterstützung bei 2.300$ noch einmal brechen sollte.
Die neuesten Zahlen zum Wachstum der US-Wirtschaft zeigten vergangene Woche eine Abkühlung im ersten Quartal und ein Wachstum in 2024 annualisiert von nur 1,6%, während der Markt 2,3% erwartet hatte. Die PCE-Kerninflation stieg mit 2,8% hingegen stärker als die Markterwartung von 2,7%, womit die Angst vor der Deflation ihren Weg zurück in die Köpfe der Investoren findet. Die Fed Funds Futures erwarten unverändert eine erste Zinssenkung in den USA im September mit einer Wahrscheinlichkeit von 62%.
Ich schreibe seit 2019 von dem bevorstehenden Stagflationsjahrzehnt und würden die Regierung die Inflationsrate richtig und ungeschönt anstatt anhand eines fiktiven, ständig angepassten Warenkorbes berechnen, so würde sich zeigen, dass wir uns bereits seit Jahren in der Stagflation befinden. Je offensichtlicher dieses Umfeld in den nächsten Jahren wird, desto mehr Investoren werden ihren Weg in den Goldmarkt finden. In der Stagflation der siebziger Jahre brachen die Aktien- und Rentenmärkte inflationsbereinigt über ein Jahrzehnt extrem ein, während der Goldpreis explodierte und sich die Kurse der Goldminenaktien mehr als verzwanzigfachten. Auch für dieses Jahrzehnt erwarte ich ein ähnliches Umfeld, wie meinen Lesern seit Jahren bekannt ist.
Goldminenaktien zeigen Stärke
In der letzten Woche stiegen die Goldminenaktien wieder stark an, obwohl der Goldpreis seine Korrektur fortsetzte. Smarte Investoren werden einen Teil ihrer Vermögen sukzessive aus dem Aktien- und Anleihenmarkt in Gold, Silber und deren Produzenten allozieren, sobald sich das stagflationäre Umfeld verschärft. Die relative Stärke der Goldminenaktien zum Goldpreis in der letzten Woche ist ein erstes Anzeichen für diese Entwicklung, die noch in ihrer Anfangsphase steckt.
Ich empfahl meinen Premium-Abonnenten (www.blaschzokresearch.ch) bei 200 Punkten im HUI-Goldminenindex antizyklisch zu kaufen und mit dem Ausbruch des Goldpreises über 2.080$ in den Goldminenaktien voll investiert zu sein. Zuvor hatte ich mit meinen Abonnenten die Hochs verkauft, sodass wir bis zum Kaufsignal Cash hielten für Käufe zu günstigen Kursen bei den Minenaktien.
Mittlerweile konnte der HUI-Goldminenindex um 35% ansteigen und erreichte am Montag ein Hoch bei 270 Punkten. Da die Hintergründe der Rallye am Goldmarkt diesmal im Dunkeln liegen, ist auch das Ende der Rallye offen, weshalb man an den Goldminenaktien festhalten sollte. Sollte der mysteriöse Anstieg des Goldpreises ein Vorbote auf eine neue Krise mit folgenden QE-Programmen sein, dann wird der aktuell hohe Goldpreis nachhaltig sein. In diesem Fall dürfte der HUI-Goldminenindex schnell wieder auf sein Allzeithoch bei 600 Punkten ansteigen.
US-Notenbank kündigt Ende von QT an
Auf dem US-Zinsentscheid des gestrigen Abends blieb der US-Leitzins unverändert bei 5,5%, was die Märkte erwartet hatten. Die Fed erklärte, dass es in den letzten Monaten keine weiteren Fortschritte in Richtung des Inflationsziels von zwei Prozent gegeben hat.
Am wichtigsten waren die Details zum Ende des QT-Programms. Ab Juni wird man das Tempo der Reduzierung der Wertpapierbestände verlangsamen, indem die monatliche Obergrenze für die Tilgung von Schatzpapieren von 60 auf 25 Milliarden Dollar gesenkt wird. Der Markt hatte hier nur eine Reduzierung von 30 Milliarden im Monat erwartet, was gestern Abend kurzzeitig den US-Dollar unter Verkaufsdruck brachte und den Goldpreis auf 2.330$ anschob.
Weiterhin wird der Offenmarktausschuss die monatliche Tilgungsobergrenze für Agency-Schuldtitel und Agency-Hypothekenpapiere bei 35 Mrd. USD beibehalten und alle Kapitalzahlungen, die diese Obergrenze überschreiten, in Staatsanleihen reinvestieren. Die US-Notenbank hatte im Zuge der Lockdown-Krise von 2020 so viel frisch gedrucktes Geld in Umlauf gebracht, dass sich ihre Bilanz mehr als verdoppelte binnen zwei Jahren. Von den neu geschaffenen 4,5 Billionen US-Dollar wurden bisher etwas mehr als 1,5 Billionen US-Dollar dem Markt wieder entzogen. Der Rest dürfte dauerhaft im Markt verbleiben, was bullisch für den Goldpreis ist, da die bisherigen Preisanstiege zementiert werden.
Die Unfähigkeit der Notenbanken dem Markt die geschaffene Liquidität wieder zu entziehen, zeigt wie fragil die US-Wirtschaft ist. Wenn man in guten Zeiten nicht in der Lage ist dem Markt das Geld wieder zu entziehen, wird man in schlechten Zeiten genötigt sein noch mehr Geld aus dem Nichts zu drucken, um Staat und Bankensystem vor einem deflationären Crash zu bewahren. Auch wenn die Hintergründe der Goldrallye der letzten Wochen etwas im Dunkeln liegen, so ist der ursächliche Grund dafür die Abwertung des US-Dollars durch das Drucken von Geld aus dem Nichts. Hätte man die Kaufkraft des US-Dollars und somit die Schuldpapiere der US-Regierung nicht durch Inflation entwertet, würden andere Zentralbanken auch nicht US-Staatsanleihen zugunsten von Gold in ihren Währungsreserven eintauschen.
In den kommenden Jahren werden die Notenbanken vermutlich erneut Liquidität schaffen, um die steigenden Staatsschulden zu entwerten, was zu einer weiteren Abwertung des US-Dollars und einem Anstieg des Goldpreises führen wird. Dies gilt ebenso und noch mehr für den Euroraum, weshalb Investoren jede Preiskorrektur beim Gold als Gelegenheit zum erneuten Kauf nutzen sollten. Der Goldpreis antizipiert oft die künftige Inflation und steigt bereits im Vorfeld. Wenn die Notenbanken später erneut Liquidität in den Markt pumpen und die Inflation in den zweistelligen Bereich steigt, könnte es zu spät sein, sich durch Goldkäufe gegen diese Abwertung abzusichern, da der Goldpreis diese Entwicklung schon eskomptiert hat.
Technische Analyse zu Silber: Silberpreis setzt Korrektur fort – sind 24$ möglich?
Terminmarkt: COT-Report
Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Report für Silber vom 26. April:
Die neuesten COT-Daten für Silber zeigten wieder eine signifikante Schwäche am Silbermarkt. Der Preis fiel um 83 US-Cent, wobei die Spekulanten mit 3,3 Tsd. Kontrakten Long gingen und in die Preisschwäche hinein kauften, in der Hoffnung einer Fortsetzung der Rallye. Dieses Setup ist bärisch und typisch für das Ende eines Preisanstiegs. Der COT-Index fiel dabei auf 0 Punkte absolut und zum Open Interest. Wenn Gold nach unten ausbricht und weiter korrigiert gen 2.230$, dann hat ein Short-Trade bei Silber um 3$ auf 24$ eine sehr gute Chance! Die BIG4 hielten mit 3 Tagen der Weltproduktion dagegen. Hier ist ebenfalls jemand von kurzfristig tieferen Preisen überzeugt.
Der Goldpreis war am Dienstag aus einer Konsolidierungs- und Fortsetzungsformation nach unten hin ausgebrochen, was ich bereits vergangene Woche in den Premium-Analysen bereits in Aussicht gestellt hatte. (Premium abonnieren Sie unter www.blaschzokresearch.ch) Bestätigt sich der Ausbruch, wäre Luft bis zum Aufwärtstrend bei 2.230$ vorhanden.
Der Silberpreis hatte ein ähnliches charttechnisches Muster ausgebildet und nach einem Preisrückgang eine Bärenflagge ausgebildet. Diese wurde ebenso am Dienstagmorgen nach unten aufgelöst, womit kurzfristig Korrekturpotenzial bis 25,60$ gegeben ist, wo eine nächste Unterstützung liegt. Sollte der Goldpreis bis 2.230$ korrigieren, so könnte der Silberpreis aufgrund des extrem schlechten COT-Reports leicht bis 24$ fallen.
Man sollte sich vor Augen führen, dass der Silberpreis in den letzten Jahren unter einem Überangebot litt und der Terminmarkt aktuell extrem überkauft ist. Kurzfristig gab es zwar aufgrund der gestiegenen Investmentnachfrage ein Defizit über wenige Wochen, doch dieses dürfte mit dem Abebben der Investmentnachfrage auch ebenso schnell wieder verschwinden, wie es aus dem Nichts aufgetaucht war. Nur eine Fortsetzung der Goldrallye weit über 2.400$ dürfte auch weitere Nachfrage nach Silber entfachen. Silber hängt stark vom Goldpreis ab und es besteht das Risiko einer stärkeren Korrektur, wenn der Goldpreis nach dem Test des Aufwärtstrends bei 2.230$ nicht wieder weiter ansteigen kann.
Kurzfristige Käufe im Bereich von 24$ scheinen bei Silber interessant zu sein, sofern der Goldpreis seinen Aufwärtstrend verteidigen kann.
Der Silbermarkt befand sich in den letzten anderthalb Jahren zumeist in einem Überangebot oder Angebot und Nachfrage waren ausgeglichen, weshalb der Preis über anderthalb Jahre zwischen 22$ und 26$ handelte. Erst mit der Rallye des Goldpreises gab es auch neue Investmentnachfrage am Silbermarkt, die kurzzeitig zu einem Defizit und einem Preissprung auf fast 30$ führte. Da die Terminmarktdaten bereits sehr schlecht waren und die Rallye am Goldmarkt ein vorläufiges Hoch erreichte, war die Rallye des Silberpreises an dem Widerstand bei 30$ ebenfalls vorbei.
Kann der Goldpreis in den nächsten Wochen seine Rallye fortsetzen, so wird sich auch der Silberpreis stark halten. Sollte der Goldpreis jedoch weiter korrigieren, so wäre auch ein Test der Unterstützung bei 22$ denkbar. Gerade im Vorfeld einer Rezession gibt es mittelfristige Risiken für den Silberpreis.
Erst dann, wenn die Notenbanken mit QE-Programmen auf eine Rezession oder auf einen exogenen Schock, wie beispielsweise einen Krieg, reagieren bzw. sich ein Eingreifen abzeichnet, hat der Silberpreis das Potenzial die Hochs der letzten beiden Jahre hinter sich zu lassen und auf weit über 50$ anzusteigen. Hoffnung für den Silberpreis bringt die gestrige Ankündigung der US-Notenbank das QT-Programm bald zu reduzieren und dessen Ende bereits in Aussicht gestellt wird.
Langfristige Analyse
Charttechnisch war der Preisrückgang auf 18$ im Sommer 2022 ein idealtypischer Rücksetzer an den vorherigen langjährigen Abwärtstrend, von dem der Silberpreis abermals abgeprallt und folgend wieder angestiegen war. Silber konnte bereits aufgrund der Hoffnung auf neue quantitative Lockerungen und Zinssenkungen in 2023 wieder ansteigen und so in die Handelsspanne zwischen 22$ und 28$ zurückkehren.
Der Langfristchart zeigt deutlich, wie wichtig die Unterstützung bei 22$ im letzten Jahr war. Ein Ausbruch über 30$ ist in diesem Jahr wahrscheinlich, wenn die Notenbanken wieder neues Geld als Antwort auf eine Rezession oder Krise drucken werden, worauf ein Anstieg auf 36$ oder gar 50$ folgen dürfte.
Sobald die Notenbanken wieder Geld drucken und die Inflation erneut durch die Decke geht, dürfte die Nachfrage nach Gold und auch Silber als sicherer Hafen vor Inflation stark ansteigen. Auch die Andeutung neuer quantitativer Lockerungen würde die Investmentnachfrage anheizen. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, welches den Silberpreis weit über sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird. Abhängig bleiben der Gold- und der Silberpreis also von einer künftig wieder lockeren Geldpolitik, die durch einen Krieg oder eine Rezession wieder eingeführt werden könnte.