SNB senkt erneut den Leitzins – Gewinnmitnahmen am Goldmarkt
Am Freitag gab es Gewinnmitnahmen am Goldmarkt, nachdem der US-Einkaufsmanagerindex besser ausfiel als die Markterwartung und die Verkäufe bestehender Häuser mit 4,11 Mio. ebenfalls leicht über den Erwartungen lagen. Der Goldpreis fiel um 50$ auf 2.317$ und schloss die Handelswoche bei 2.336$ (-1,6%) je Feinunze. Der Silberpreis erreichte am Freitag noch ein Wochenhoch bei 30,85$ und fiel bis Handelsschluss auf 29,56$ je Feinunze. Der Gold- sowie der Silberpreis schlossen die letzte Handelswoche damit unter wichtigen Unterstützungsmarken. Der Goldpreis hatte wieder ein tieferes Hoch im Wochenverlauf ausgebildet, weshalb die Trader nun auf die nächsten wichtigen Unterstützungen bei 2.300$ und 2.280$ achten, die die Bullen jetzt verteidigen müssen. Fallen diese beiden Marken, so dürfte sich die Korrektur am Goldmarkt bis mindestens 2.200$ ausweiten in den Folgewochen.
Da der Terminmarkt für Gold und Silber extrem überkauft ist wie seit Jahren nicht mehr, gibt es grundsätzlich enormes Korrekturpotenzial, wenn die physische Investmentnachfrage nicht auch weiterhin für ein Defizit am Markt sorgt.
SNB senkt überraschend den Leitzins auf 1,25%. Franken wertet ab
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag überraschend zum zweiten Mal in diesem Jahr ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,25% gesenkt. Die SNB begründete diesen Schritt mit dem nachlassenden Preisdruck, während sie die Inflationsprognosen nach unten korrigierte. Der Schweizer Franken fiel daraufhin von 0,948 EUR auf 0,957 EUR. Die SNB erwartet ein BIP-Wachstum von rund 1% für 2024, sowie einen allmählichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Möglichkeit weiterer Zinssenkungen besteht, aber das Potenzial ist nun begrenzt.
Die Inflationsrate in der Schweiz lag im Mai bei 1,4%, was die die negativen Auswirkungen der Geldpolitik der SNB belegt. Der Schweizer Franken wertet nur zu dem viel schwächeren Euro auf, doch letztlich wertet der Franken zu realen Assets, wie Gold, ab. Anstatt Deflation und Wohlstandsmaximierung sorgt die SNB für Inflation und Wohlstandsreduzierung, wovon insbesondere die Sparer betroffen sind. Eine direkte Folge der gezielten Abwertung des Frankens ist der Anstieg des Goldpreises von 500 CHF in 2008 auf über 2.200 CHF in diesem Jahr. Dies belegt, dass der Schweizer Franken allein aufgrund der inflationären Geldpolitik der SNB, längst kein sicherer Hafen mehr ist und auch nun auch die Schweizer Bürger ihr Vermögen besser in Gold investieren sollten, um ihre Altersvorsorge vor einer weiteren Abwertung des Frankens zu schützen.
Die Österreichische Schule der Nationalökonomie betont, dass künstlich niedrige Zinssätze zu einer Fehlallokation von Ressourcen und Kapital führen. Die Senkung des Leitzinses stimuliert künstlich die Wirtschaftstätigkeit durch Fehlinvestitionen, doch geschieht dies auf Kosten langfristiger wirtschaftlicher Stabilität. Die verzerrten Signale, die durch den künstlich niedrigen Zinssatz gesendet werden, führen zu Investitionen in unrentable Projekte, die unter normalen Marktbedingungen nicht finanzierbar wären. Dies schafft Blasen in bestimmten Sektoren und erhöht das Risiko einer zukünftigen Wirtschaftskrise.
Trotz der relativ hohen Inflationsrate für die Schweiz, sei die SNB weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, um den Schweizer Franken noch weiter zu schwächen. Es scheint fast, als wolle man den Franken an den Euro koppeln und somit den einst starken Franken ebenfalls in den Abgrund stürzen.
Trotz des jüngsten Anstiegs des Schweizer Frankens zum schwachen Euro und der politischen Unsicherheiten in Europa, gab es keinen unmittelbaren Druck für eine Zinssenkung, da das Schweizer Wirtschaftswachstum im ersten Quartal solide war und die Inflation verhältnismäßig hoch ist. Die SNB schürt unbegründete Ängste vor einer Frankenstärke, die vermeintlich negative Auswirkungen auf die Wirtschaft hätte. Diese Behauptungen sind falsch, wie nicht nur die letzten Jahre, sondern auch die zwei Dekaden von 1971 bis 1990 bewiesen haben. Während dieser Zeit wertete der Franken von 4,3$ auf 1,26$ auf, wobei die Schweizer Wirtschaft gleichzeitig prosperierte und der Wohlstand stark anwuchs, was primär auf die Stärke des Franken zurückzuführen war, die viele positive Effekte auf Wirtschaft und Gesellschaft hatte. Die negativen Folgen einer Aufwertung des Franken und einer Deflation werden übertrieben, während die positiven Effekte auf die Wirtschaft verschwiegen werden.
Deflation ist kein Übel, sondern ein natürlicher Bestandteil einer gesunden Wirtschaft. Eine stabile oder sogar leicht deflationäre Geldpolitik stärkt die Kaufkraft der Verbraucher und fördert das Sparen, was zu nachhaltigen Investitionen und langfristigem Wohlstand führt. Die SNB sollte daher eine Politik der Geldwertstabilität verfolgen, anstatt die Wirtschaft durch künstliche Inflation zu destabilisieren.
Bank of England belässt Zinsen unverändert
Die Bank of England (BOE) hat am Donnerstag beschlossen, die Zinssätze unverändert auf einem 16-Jahres-Hoch bei 5,25% zu belassen. Diese Entscheidung war mit einer Mehrheit von 7:2 Stimmen getroffen worden, wobei zwei Mitglieder für eine Zinssenkung plädierten. Die BOE sieht jedoch die Notwendigkeit, weitere Daten abzuwarten, da die Dienstleistungsinflation überraschend hoch ist. Es wird ein stärkeres BIP-Wachstum im zweiten Quartal 2024 von 0,5% im Vergleich zu vorhergesagten 0,2% erwartet. Die Gesamtinflation fiel zuletzt auf das 2%-Ziel der BOE, jedoch bleiben Lohnwachstum und Dienstleistungspreise hoch. Die Märkte sehen aktuell die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im August bei über 50%, nachdem man andeutete, dass weitere Entscheidungsträger kurz davor wären, Zinssenkungen zu unterstützen, was die Hoffnung auf eine Lockerung bis zum Ende des Sommers am Leben erhält.
In ihren jüngsten Prognosen war die BOE davon ausgegangen, dass die Dienstleistungsinflation bis Mai auf 5,3% zurückgehen würde, doch die Daten vom Mittwoch zeigten, dass sie bei 5,7% lag. Infolgedessen hatten die Anleger ihre Wetten auf Zinssenkungen im Sommer zurückgefahren und erwarten nun nur noch eine Zinssenkung im Jahr 2024, während sie zu Beginn des Jahres noch mit sechs Zinssenkungen gerechnet hatten.
Das britische Pfund (Cable) neigte folgend dem Zinsentscheid zur Schwäche und verlor bis zum Wochenschluss 0,8 US-Cent auf 1,2625$. Der Goldpreis in britischen Pfund schloss die letzte Handelswoche bei 1.845 Pfund je Feinunze. Ich erwarte eine weitere Abwertung des Pfunds zum US-Dollar in diesem Jahr, wobei ein mittelfristiges Zwischenziel bei 1,21$ auf Sicht der nächsten Monate liegt. Das charttechnische Bild hellt sich erst über 1,28$ auf, weshalb dort auch der Stop-Loss für Short-Positionen liegen muss.
Technische Analyse zu Gold: Starke Korrektur am Freitag. Aufwärtstrend ist gefährdet
Terminmarkt: COT-Report
Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Analyse vom 21. Juni:
Die neuesten Terminmarktdaten zeigten sich neutral, wie in der Vorwoche. Davor sahen wir zwei Wochen mit Schwäche. Das physische Angebot und die Nachfragen scheinen ausgeglichen zu sein, weshalb eine starke Preiskorrektur bevorstehen könnte, bei dieser extrem einseitigen Positionierung am Terminmarkt.
Der COT-Index zum Open Interest blieb unverändert bei 0 Punkten und damit im Verkaufsbereich. Der nicht adjustierte einfache COT-Index fiel um 3 Punkte auf 16 Punkte. Die BIG4 haben ihre Shortposition um einen Tag der Weltproduktion reduzieren können, ohne den Preis dabei nach oben zu schieben.
Angesichts eines Terminmarktes, der so überkauft ist, wie zuletzt vor drei Jahren, spricht aktuell nichts gegen eine Fortsetzung der Korrektur bis mindestens in den Bereich um die 2.200$ je Feinunze. Grundsätzlich wäre das Korrekturpotenzial noch größer, was jedoch abhängig davon ist, ob zu tieferen Preisen erneute physische Käufe aus China in den Markt kommen. Bleiben diese aus, so ist das Korrekturpotenzial allein vom Terminmarkt größer.
Der Goldpreis hat zum zweiten Mal ein tieferes Preishoch ausgebildet. Der Preis korrigierte schnell von den Verlaufshochs, was zeigt, dass der Markt überkauft ist und den Spekulanten die Kraft fehlt, um den Goldpreis auf neue Hochs zu treiben. Das ist kurzfristig ein bärisches Indiz. Der historisch überkaufte Terminmarkt birgt das Risiko einer weiteren deutlichen Korrektur, sobald die Unterstützung bei 2.280$ gebrochen wird. Da der Terminmarkt so stark überkauft ist, wäre eine Korrektur bis in den Bereich um die 2.200$ nur ein konservatives Korrekturziel. Sollten dann starke Käufe aus Asien, die die günstigeren Preise zum Einstieg nutzen, ausbleiben, so wäre auch eine Korrektur bis 2.080$ denkbar.
Es gibt wenige historische Vergleichsmöglichkeiten für die Rallye am Goldmarkt in diesem Jahr. So überraschend die Nachfrage – vermutlich aus Asien - aufkam, so schnell könnte diese auch wieder abebben. Nur dann, wenn die Nachfrage aus Asien wieder anzieht und so wieder ein Defizit entsteht, kann sich die Hausse fortsetzen. Trader, die kurzfristig agieren, sind in diesem Markt aktuell im Vorteil. Man sollte jedoch demütig sein und sich bewusst machen, dass etwas, das hoch ansteigt, normalerweise auch wieder tief fällt.
Unter 2.300$ gibt es ein erstes technisches Verkaufssignal, das unter 2.280$ noch einmal bestätigt würde, wobei dann das nächste Korrekturziel bei 2.200$ liegt. Über 2.330$ ist Gold neutral und erst über 2.370$ würde sich das charttechnische Bild aufhellen. Selbst im besten Fall, wenn die Nachfrage aus Asien stark bleibt, wäre höchstens eine Fortsetzung der trendlosen Seitwärtsphase zwischen 2.280$ und 2.420$ im Sommer denkbar, wogegen eine sofortige Fortsetzung der Rallye recht unwahrscheinlich ist.
Goldpreis in Euro – Korrektur als Kaufchance nutzen
Gerade in Euro ist jeder Preisrücksetzer eine finale Kaufchance, die man nicht verpassen sollte. Im letzten Jahr riet ich dazu, jeden Rücksetzer auf die Unterstützung bei 1.740€ als letzte Kaufchance zu nutzen, bevor der Preis in diesem Jahr auf neue Allzeithochs steigen würde. Wir hatten zwar erst im Rahmen neuer QE-Programme mit einer Rallye in diesem Jahr gerechnet, doch womöglich eskomptiert der Goldpreis dieses Szenario bereits in den aktuellen Preisen.
Da wir von einer Fortsetzung der Dollarstärke ausgehen, erwarte ich eine bessere Entwicklung des Goldpreises in Euro in diesem Jahr. Wertet der Euro auf die Parität zum US-Dollar oder noch tiefer ab, so wird sich diese Abwertung in einem umso stärkeren Anstieg des Goldpreises in Euro widerspiegeln. Die sich anbahnende Wirtschaftskrise in Europa, die hohen Zinsen, die weltweit höchsten Energiekosten und der Krieg in Europa sind ein Pulverfass für die Kaufkraft des Euro, weshalb Investoren im Euroraum gut beraten sind auch weiterhin in Gold zu investieren. Ein Anstieg des Goldpreises auf 3.000 Euro in den nächsten drei Jahren ist ein durchaus realistisches Szenario.
Während im letzten Jahr ein Rücksetzer auf 1.740€ eine Kaufchance darstellte, sollte man nun einen möglichen Rücksetzer auf 2.000€ je Feinunze als möglicherweise letzte Kaufchance sehen. Ein Verkaufssignal würde unterhalb der Unterstützung bei 2.115€ entstehen. Nur in einem starken deflationären Crash an den Börsen wäre eine Korrektur unter 1.900$ noch denkbar, was ein Geschenk für Investoren wäre, die diese Rallye verpasst haben. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Korrektur ist jedoch eher gering, da der Euro weiter abwerten dürfte im Laufe des Jahres.