US-Dollar mit historischem Einbruch – Gold und Silber halten Aufwärtstrends

02.07.2025 09:46

Der Goldpreis konnte sich in dieser Woche im Umfeld eines sehr schwachen US-Dollars von seinem tiefsten Stand seit über einem Monat um 3,4% auf 3.360$ erholen, nachdem der US-Senat das Steuer- und Ausgabengesetz von Präsident Trump verabschiedet hatte. Dies könnte das Haushaltsdefizit der USA in den nächsten zehn Jahren um mehr als $3 Billionen erhöhen, weshalb Investoren den sicheren Hafen des Goldes suchten.

In Euro gerechnet fiel der Goldpreis zum Ende der letzten Woche auf 2.780 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit drei Monaten, bis an einen wichtigen Aufwärtstrend. Dass der Gold- und der Silberpreis von dem nochmaligen starken Einbruch des US-Dollars in den letzten Wochen nicht profitieren konnte, belegt den Rückgang der zuvor starken Nachfrage auf den aktuell hohen Preisniveaus. Auch der kurzzeitige Konflikt im Mittleren Osten vermochte es nicht, dem Goldpreis weiteren Schub zu verleihen, was ebenfalls ein Zeichen von Schwäche im Markt ist. Trotzdem ist das Sentiment am Gold- und insbesondere am Silbermarkt unvermindert bullisch, weshalb Spekulanten und Investoren bis dato jeden Rücksetzer kaufen, was bisher eine weitere Korrektur verhindert hat. Solange der Aufwärtstrend bei Gold intakt ist und der Silberpreis die Unterstützung bei 35$ verteidigen kann, besteht die Hoffnung, dass sich die Hausse am Goldmarkt kurzfristig fortsetzen kann.

Die Bullen und Bären kämpfen gerade um den Aufwärtstrend bei Gold
Der Goldpreis in Euro fiel auf den niedrigsten Stand seit 3 Monaten und erreichte meinen Zielbereich aus dem Mai

Der Silberpreis konnte sich in dieser Woche nicht mit dem Goldpreis erholen und zeigt sich schwach an der Unterstützung bei 35,50 $, die bereits zum fünften Mal getestet wurde. Das Ausbleiben eines weiteren Preisanstiegs nach dem Ausbruch über diesen Widerstand vor einem Monat und der mehrmalige Test der Unterstützung im Umfeld eines sehr schwachen US-Dollars, ist nicht gerade als ein Zeichen von Stärke zu interpretieren. Nachdem der Goldpreis in US-Dollar in der letzten Woche einen wichtigen Aufwärtstrend brach, besteht die Gefahr einer Fortsetzung der Korrektur Richtung 3.000 $. In diesem Fall wäre der Silberpreis dazu verdammt, womöglich im Umfeld einer Erholung des US-Dollars, deutlich zu korrigieren und den Ausbruch über 35,50$ zu negieren. Das Setup bleibt fragil und das technischen Chartbild birgt aktuell kurzfristig die große Gefahr einer weiteren Korrektur.

Das bullische Chartbild bleibt intakt, solange der Silberpreis nicht die Unterstützung bei 35$ durchbricht und darunter handelt
Die Silberbugs warten schon lange auf den grossen Ausbruch des Silberpreises

Historischer Absturz des US-Dollars

Der US-Dollar steht seit Jahresbeginn massiv unter Druck. Der US-Dollar-Index fiel zuletzt auf 96 Punkte, dem tiefsten Stand seit Anfang 2022. Im gesamten ersten Halbjahr 2025 hat der Index über zehn Prozent verloren, was den stärksten Rückgang seit dem Jahr 1973 markiert. Besonders auffällig war der Einbruch im Juni, als der DXY innerhalb nur einer Woche fast zwei Prozent verlor. Dieser Kurssturz ist nicht bloß eine technische Korrektur, sondern Ausdruck eines tiefgreifenden Vertrauensverlustes in die fiskalische und geldpolitische Führung der USA, was sich auch in dem historisch pessimistischen Sentiment am Terminmarkt zeigt. Politische Instabilität, fiskalische Unsicherheit und die Aussicht auf eine künftig dovishere Fed, womöglich unter einem neuen Fed-Chef, lassen das Vertrauen in den Greenback bröckeln.

Der US-Dollar-Index fiel auf den niedrigsten Stand seit 2022. Der US-Dollar ist aktuell massiv überverkauft

Der Euro wiederum profitierte indirekt von der Schwäche des US-Dollars und hat mit 1,1830 $ den höchste Stand zum US-Dollar seit 2021 erreicht. Doch auch hier gilt: Nicht der Euro ist stark, sondern der Dollar ist schwach. Ohne fundamentale Euro-Stärke ist diese Entwicklung rein relativ zu sehen und keine strukturelle Stärke des Euroraums, weshalb Investoren im Euroraum weiterhin Rücksetzer des Goldpreises nutzen sollten, um Vermögen vor künftiger Inflation abzusichern.

Platin im Spannungsfeld zwischen Preisrallye und Fundamentaldaten

Der Platinpreis erreichte vergangene Handelswoche mit 1.428 $ die Feinunze den höchsten Stand seit 11 Jahren und handelt aktuell bei 1.385$, womit ein Widerstandsbereich um die 1.400$ je Feinunze erreicht wurde. Die bemerkenswerte Rallye startete im Juni, nachdem der Preis über Jahre in einer engen Handelsspanne zwischen 850 $ und 1.100 $ verharrte. Der plötzliche dynamische Preissprung hat Hoffnungen der Investoren auf eine Trendwende geschürt.

Der Platinpreis konnte im letzten Monat aus seiner Handelsspanne ausbrechen und folgend auf 1.400$ ansteigen

Ist der Anstieg nun ein Ausdruck eines fundamentalen Wandels oder handelt es sich um eine technische Reaktion, nachdem ein charttechnisches Muster bullisch aufgelöst wurde, was einen Investitionsimpuls nach sich zog, der fundamental nicht nachhaltig untermauert ist?

Von Jahresbeginn bis einschließlich Mai war die Preisentwicklung wenig spektakulär, so wie im letzten Jahr, in dem der Platinpreis überhaupt nicht von der Rallye am Goldmarkt profitieren konnte. Platin bewegte sich weiterhin in einer volatilen Handelsspanne seitwärts, die seit 2015 dominierend war. Erst im Juni kam es zu einem signifikanten Ausbruch, der jedoch nicht von einer substantiellen Veränderung in Angebot und Nachfrage begleitet wurde. Der starke Einbruch des US-Dollars hat dazu beigetragen, dass der Preis, der sich immer weiter eingekeilt hatte im letzten Jahr, letztlich über seinen Abwärtstrend ausbrechen konnte. Was folgte war ein Zusammenspiel aus gestiegenem spekulativem Interesse, dem Aufbau von Long-Positionen am Terminmarkt, sowie eines Short-Squeezes, der die Preisrally in dem engen Platinmarkt antrieb.

Die industrielle Nachfrage ist nach wie vor das Fundament des Platinmarktes und genau an dieser Stelle zeigt sich die Schwachstelle der aktuellen Preisrallye. Der wichtigste Verbrauchssektor bleibt der Automobilbereich, wo Platin in Abgaskatalysatoren eingesetzt wird. Gleichzeitig steht die weltweite Automobilproduktion unter erheblichem Druck, während das Angebot aus dem Recycling gebrauchter Katalysatoren kontinuierlich zunimmt.

In den Vereinigten Staaten, in Europa und in Japan sinkt der Absatz von Neufahrzeugen. Ursache sind die konjunkturelle Unsicherheit, ein sich abzeichnender oder bereits real existierender Abschwung sowie gestiegene Zinsen, die über höhere Finanzierungskosten die Konsumbereitschaft dämpfen. Zusätzlich verschärft sich die Lage durch den wachsenden Marktanteil von Elektrofahrzeugen. Diese benötigen keine Platingruppenmetalle, was langfristig zu einem strukturellen Rückgang der industriellen Nachfrage führen kann.

Auf der Angebotsseite ist derzeit keine Veränderung erkennbar. Es gibt weder neue Förderengpässe noch relevante geopolitische Störungen. Die Lagerbestände sind ausreichend gefüllt und viele Investoren verfügen über physische Bestände, die in Zeiten steigender Preise wieder in den Markt zurückfließen könnten.

Die Preisbewegung im Juni wurde nicht durch eine strukturelle Verschiebung von Angebot oder Nachfrage getragen. Vielmehr handelte es sich um einen plötzlichen, spekulativ getriebenen Anstieg, der durch erhöhte mediale Aufmerksamkeit zusätzlich verstärkt wurde. Die parallel auftretende Schwäche des US-Dollar unterstützte diesen Aufwärtsimpuls. Der Ausbruch zog Anschlusskäufe und neue Spekulanten in den vergleichsweise engen Platinmarkt. Es entstand eine Konstellation, die einem kleinen perfekten Sturm glich und kurzfristig zu einem deutlichen Preissprung führte. Diese Entwicklung birgt allerdings ein entsprechend hohes Rückschlagpotenzial, da sie nicht auf einem Anstieg der industriellen Nachfrage oder einer Angebotsverknappung basiert.

Bullisch ist kurzfristig hingegen, dass sich die Spekulanten am Terminmarkt bisher nicht verausgabt haben und die Rallye nicht allein über den Terminmarkt getrieben wurde, wie die Daten der CFTC zeigen. Dies müssen wir kurzfristig genau beobachten, denn sollten die Spekulanten gegen eine Mauer an physischem Angebot laufen, dann droht eine neue Korrektur. Die neuen physische Investments in Platin sind eher mittelfristiger Natur, was wiederum bullisch ist.

Platin historisch günstig zu Gold

Die derzeitige Platin-Gold-Ratio von 0,40 (gegenüber etwa 1 vor zehn Jahren und 2 vor zwanzig Jahren) zeigt, dass Platin aktuell historisch günstig zu Gold ist. Vor einem Monat lag das Ratio noch bei 0,3. Langfristig könnte es zu einer Rückkehr zum Mittelwert im Bereich eines 1:1 Verhältnisses kommen, was ein signifikantes Aufholpotenzial für Platin darstellen würde. Hier sehen Investoren eine Chance und spekulieren darauf, was des Pudels Kern dieser Rallye sein dürfte.

Platin ist historisch günstig zu Gold, bzw. Gold ist aktuell historisch teuer zu Platin

Zwar gab es im März eine kurze Absatzbelebung in den USA, bedingt durch Vorzieheffekte im Zuge erwarteter Zölle, doch bereits im April und Mai setzte sich der Abschwung im Automobilsektor fort. Eine starke Korrektur der Rallye bis auf das Ausbruchsniveau bei 1.100$ scheint im Rahmen des Möglichen zu sein, angesichts des fehlenden fundamentalen Rückenwinds. Sollte sich die wirtschaftliche Lage global weiter eintrüben, insbesondere im Automobilsektor bei weiter steigenden Zinsen, droht sogar ein erneutes Abrutschen in Richtung der langjährigen Unterstützungszone bei 850 $ bis 950 $. Die genaue Handelsempfehlung finden Sie in der Technischen Analyse zu Platin, die ebenfalls heute auf www.blaschzokresearch.de veröffentlicht wurde.

Der World Platinum Investment Council (WPIC) prognostiziert für dieses Jahr einen Rückgang der industriellen Platinverwendung um 15 Prozent. Gleichzeitig wird erwartet, dass das Angebot aus dem Recycling in den kommenden Jahren steigen wird. Zudem besteht weiterhin das Risiko einer Rezession, die zu einem temporären Einbruch der Nachfrage führen könnte und somit als Damoklesschwert über dem Platinmarkt schwebt.

Immerhin sind die überirdischen Lagerbestände in den vergangenen Jahren deutlich gesunken und bieten kaum noch Puffer gegen externe Schocks. Politische Probleme in Südafrika und Russland könnten daher künftig schnell zu Preisanstiegen führen.

Letztlich bleibt die langfristige Preisentwicklung von Platin von der industriellen Nachfrage sowie vom Angebot aus Minenproduktion und Recycling bestimmt. Ein Anstieg der Investmentnachfrage kann einen Rückgang der industriellen Nachfrage zwar vorübergehend ausgleichen und auch zu einem Defizit führen, was wir in dem aktuellen Preisanstieg sehen, doch langfristig ausschlaggebend für den Preis bleibt der tatsächliche industrielle Verbrauch.

In einem Umfeld, in dem das Vertrauen in Fiat-Währungen schwindet, während gleichzeitig ein Anlagenotstand in einer Stagflation herrscht, in der weder Aktien noch Anleihen als sicherer Hafen dienen, könnte Platin neben Gold und Silber zunehmend als taktische Alternative im Edelmetallsektor zur Absicherung gegen Inflationsrisiken wahrgenommen werden. Dann könnte womöglich auch Platin, nebst Silber, in den kommenden Jahren der Stagflation glänzen und eine Absicherung gegen Inflation bieten.

Hier geht es zur Technischen Analyse zu Platin


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